Wir laden Euch herzlich zu Vortrag und Diskussion am 6. Oktober 2023 um 20 Uhr im Ringlokschuppen im Mülheim an der Ruhr ein.
Die Diskussionskultur befindet sich in der Krise. Es wird aus verhärteten Positionen gegeneinander angeredet, aber nicht mehr produktiv miteinander gestritten. In den Sozialen Medien herrscht bei der Konfrontation polarisierender Themen ein toxisches Klima aus Diffamierung, Moralisierung und Verspottung. Argumente auszutauschen, um sich vielleicht sogar von der anderen Meinung überzeugen zu lassen – heute beinahe undenkbar, sagt Felix Urban, einer der Herausgeber des Buchs „Produktives Streiten – Auswege aus einer defizitären Debattenkultur.“
Dieser Befund steht vielleicht symptomatisch für die Vertiefung gesellschaftlicher Gräben, wie wir sie heute überall erleben. Gruppen, Parteien und sonstige Zusammenschlüsse von Menschen kämpfen mitunter aggressiv an der Durchsetzung ihrer eigenen Partikularinteressen. Auf der Strecke bleibt dabei aber zunehmend die Möglichkeit eines Positionswechsels, die Bereitschaft sich vielleicht sogar von der gegensätzlichen Auffassung durch gute und rationale Argumente überzeugen zu lassen.
Das Auseinandertreiben der Gesellschaft spiegelt sich in ihrer Debattenkultur. Was das mit Moralisierung, gegenwärtigen politischen Kämpfen, evolutionsbiologischen Aspekten und postfaktischen Verhältnissen zu tun haben könnte und welche Auswege es aus dieser Misere gibt, diskutieren wir mit verschiedenen Gästen in unserer Reihe „Produktives Streiten – Auswege aus einer defizitären Debattenkultur?“ anhand aktueller polarisierender Themen.
Mithu Sanyals erster Roman Identitti kreist um die komplexe Gemengelage der Identitätspolitik und die Frage, ob weiße Vorherrschaft ein unbezwingbares Übel ist. Jens Balzer, Autor des Essays Ethik der Appropriation, sagt: Eine pauschale Ächtung der Aneignung von Kultur ist widersinnig. Er fragt danach, wie “gute” und “schlechte” kulturelle Aneignung unterschieden werden kann und was diesen Unterschied ausmacht.
Moderiert wird die Reihe von Ella Steinmann, die dem Publikum in inklusiver Weise während der ganzen Veranstaltung die Möglichkeit geben wird, sich an dem produktiven Miteinander zu beteiligen. Wir laden herzlich dazu ein, Mitstreiter:in zu werden!
Jens Balzer, geboren 1969, ist Autor und Kolumnist, u.a. für die Zeit, Rolling Stone, den Deutschlandfunk und radioeins. Er war stellvertretender Feuilletonchef der Berliner Zeitung und kuratiert den Popsalon am Deutschen Theater. Seine jüngsten Bücher sind „Pop. Ein Panorama der Gegenwart“ (Rowohlt Berlin 2016), „Pop und Populismus. Über Verantwortung in der Musik“ (Edition Körber, Hamburg 2019), „Das entfesselte Jahrzehnt. Sound und Geist der 70er“ (Rowohlt Berlin 2019), „High Energy. Die Achtziger – Das pulsierende Jahrzehnt“ (Rowohlt Berlin 2021), „Schmalz und Rebellion. Der deutsche Pop und seine Sprache“ (Dudenverlag, Berlin 2022), „Ethik der Appropriation“ (Matthes & Seitz, Berlin 2022) und „No Limit. Die Neunziger – das Jahrzehnt der Freiheit“ (Rowohlt Berlin 2023).
Mithu Sanyal wurde 1971 in Düsseldorf geboren und ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin, Journalistin und Kritikerin. 2009 erschien ihr Sachbuch „Vulva. Das unsichtbare Geschlecht“, 2016 „Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens“. 2021 erschien bei Hanser ihr erster Roman Identitti, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises war und mit dem Literaturpreis Ruhr und dem Ernst-Bloch-Preis 2021 ausgezeichnet wurde.
Ella Steinmann studierte Philosophie und Religionswissenschaft in Bochum. Während und nach dem Studium war sie als Projektreferentin bei der Stiftung Mercator in Essen tätig. Bei der Zukunftsakademie NRW beschäftigte sie vor allem die Beratung von Kulturinstitutionen auf ihrem Weg zu mehr Diversität. Ab 2019 war sie drei Jahre als Agentin für Diversitätsentwicklung im Rahmen des Programms „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes am Theater Oberhausen. Seit August 2022 begleitet sie das Schauspiel Dortmund als Diversitätsmanagerin im Rahmen des Programms Neue Normalität des Landes NRW.
Gefördert von der lokalen Partnerschaft für Demokratie Mülheim an der Ruhr im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.
Der Ringlokschuppen Ruhr ist ein Haus für zeitgenössisches Theater, Performance und Tanz. Regional und international agierende Künstler:innen, aktuelle Gesellschaftsdiskurse und vielfältige Kunstformen treffen hier aufeinander.
Ringlokschuppen Ruhr
Am Schloß Broich 38
45479 Mülheim an der Ruhr
kostenfreie Parkplätze (begrenzt; Ausweichmöglichkeit: Stadthallenparkplatz)
ÖPNV: Haltestelle Schloß Broich
ca. 20 Gehminuten vom Hauptbahnhof Mülheim
Seit August 2022 ist der Ringlokschuppen Teil des Koopeartionsprojekt soziokultureller Zentren „Politisiert euch!“.
Weitere Informationen Rund um den Ringlokschuppen und die Veranstaltungsreihe findet Ihr hier: Produktives Streiten!